Home
Prosa
Lyrik
Presse
Links
Varia
Galerie
Vita
Kontakt
Die Zeit der Stinte

Wiesbadener Tagblatt, 19.09.08

Grenzgänger als Leitmotiv

Von Beke Heeren-Pradt

Gibt den »von der Welt- geschichte Ausgespuckten«
ein Sprachrohr: Artur Becker
in Wiesbaden.
Foto: wita/Uwe Stotz


Im Rahmen der Lesezeichen-Veranstaltungsreihe des Literaturhauses Villa Clementine las der deutsch-polnische Autor Artur Becker im Presseclub aus seinem eben erschienenen Roman »Wodka und Messer. Lied vom Ertrinken«.
Artur Becker ist ein Grenzgänger. Das Thema Grenze und Grenzüberschreitung ist ein immer wiederkehrendes Leitmotiv seines Lebens. Aufgewachsen im äußersten Masuren, an der sowjetischen Grenze, als Kind polnisch-deutschstämmiger jüdischer Eltern, ausgegrenzt als Deutscher. 1985 kam er nach Deutschland, wurde hier als Pole wahrgenommen. Nach dem deutschen Abitur und dem Studium der Germanistik und Slawistik ließ er sich als freier Schriftsteller nieder. Er schrieb zunächst auf Polnisch, wählte dann aber Deutsch als seine Dichtersprache - auch die Wahl der Sprache trägt das Motiv des Grenz-gängertums.
Artur Becker stellte seinen neuen Roman »Wodka und Messer. Lied vom Ertrinken« gemeinsam mit dem Literaturkritiker Andreas Öhler vom Rheinischen Merkur vor. All jenen aus dem zahlreichen interessierten Publikum, die den Roman jetzt, nach der Autorenlesung, zur Hand nehmen, wird der Text beim Lesen sicherlich mit typischen Vokalfärbung des signifikanten polnischen Akzentes des Autors vor dem geistigen Ohr erscheinen, der ihm zu aller überbordenden Sinnlichkeit und Fabulierfreude noch eine ganz besondere Stimmung gibt.
»Wodka und Messer« ist ein Lied, eine immer wiederkehrende Litanei, die die eigenwillige, von Schönheit, aber auch von Düsternis und Bedrohung geprägte Landschaft des Dadajsees im abgelegenen Ermland beschreibt, in der die Handlung des Romans vor sich geht. Es ist die Landschaft aus Artur Beckers Kindheit, und es ist gleichzeitig auch die Landschaft der Kindheit von Kuba Dernicki, der Hauptfigur des Romans.
So wie Kuba (sein Name ist eine Kurzform des polnischen Jakob) sich auf den Weg in die Vergangenheit seiner Kindheit macht, ist auch gleichzeitig das Schreiben des Romans für den Autor Artur Becker ein Eintauchen in die Welt der eigenen Vergangenheit, in ein verheertes Land mit lauter Grenzgängern, »von der Weltgeschichte Ausgespuckten«, wie der Autor selbst sagt.

Und dennoch ist der Ton des Buches, das sich sowohl mit dem Thema Heimat auseinandersetzt, als auch Krimi-Elemente in sich vereint und kulturphilosophische Fragen aufwirft, mitunter vergnüglich. Die Distanz des jenseits der Grenze Stehenden lässt auch ein Augenzwinkern zu, wenn es zum Beispiel um die Beschreibung der Figuren geht.
»Ich stehe auf der Seite der Menschen«, sagt Artur Becker selbst. Nihilistische, existenzialistische Ansätze sind ihm mehr als fremd. Und so lässt er sich in seinem Buch auch ein auf Klischees, hat vor Gefühlen keine Angst.

Es entsteht ein von großer Fabulierkunst geprägter Roman, der in seiner Breite und Vielschichtigkeit eine Vielzahl an großen Themen aufgreift und im Sinne der Handlung verarbeitet. Eine gute Geschichte zu schreiben, das sei überhaupt das Wesentliche, so Artur Becker. Andreas Öhler, Moderator des gelungenen Abends im Presseclub, bringt sein Fazit auf den Punkt: »Das Buch hat nur ein Problem: es endet.«

 

[Aktuell] [Prosa] [Lyrik] [Presse] [Links] [Varia] [Galerie] [Vita] [Kontakt]

Copyright © 2017 Artur Becker
Alle Rechte vorbehalten. All Rights reserved