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Bietigheimer Zeitung, 11. Februar 2008

Aug in Aug mit den Schriftstellern

Von Gabriele Szczegulski

Am morgigen Dienstag, 12. Februar, beginnt die sechste Auflage des ambitionierten Literaturprojektes »Deutsch geht gut« der Freundeskreise der Sandschule und der Realschule im Aurain in Kooperation mit unserer Zeitung. Fünf Autoren lesen vor 600 Schülern.
Roland Bender hat einen Traum: Der Organisator und Begründer des Projekts »Deutsch geht gut« träumt davon, eines Tages baden-württembergische Jugendliteraturtage mit Lesungen, Workshops, und und und, in Bietigheim-Bissingen zu veranstalten.

Dieser Traum ist keineswegs unrealistisch, von Jahr zu Jahr wächst das Projekt an mitmachenden Schülern, teilnehmenden Autoren und unterstützenden Sponsoren. Erst diese Woche spendete die Stiftung der Kreissparkasse einen Geldbetrag. Neben den alljährlich im Februar stattfindenden Auftaktlesungen mit in diesem Jahr fünf Autoren nichtdeutscher Herkunft, die auf Deutsch schreiben, den Schreibwerkstätten in allen Haupt- und Realschulen der Stadt und der abschließenden öffentlichen Schülerlesung mit den eigenen Texten der Jugendlichen, kommt in diesem Jahr noch einiges hinzu: Nach der Schülerlesung wird es eine Beilage der Bietigheimer Zeitung, des Kooperationspartners von »Deutsch geht gut«, mit den Texten der Schülern geben, die der gesamten Auflage beigefügt wird.

Zum ersten Mal organisiert Roland Bender vom Freundeskreis der Sandschule, der mit dem Freundeskreis der Realschule im Aurain Veranstalter des Projektes ist, auch im Sommer Lesungen für Jugendliche. Im Juni werden weitere Autoren dafür sorgen, dass die Literatur für die Schüler immer wichtiger wird. Schon seither gab es auch außerhalb des zeitlichen Rahmens von »Deutsch geht gut« Lesungen an Schulen und in der Bücherei.

Aber erstmal steht das Kernprojekt nun in den Startlöchern, am nächsten Dienstag geht es los. Dann lesen die fünf Autoren in den Schulen und zweimal öffentlich. Einer davon ist Artur Becker.

Der 1968 im polnischen Bartoszyce, in Mauren, geborene Schriftsteller hat schon jede Menge Werke veröffentlicht und gilt als renommierter deutscher Autor mit Migrationshintergrund. Sein neuestes Buch heißt »Das Herz von Chopin«, das nicht nur die Auswanderungsgeschichte und die Einbürgerungsprobleme des Polen Chopin beschreibt, sondern auch noch auf einer ganz besonderen literarischen Ebene agiert und damit zu einem wahren Lesegenuss wird: Ohne darauf direkt anzuspielen oder die Geschichte zu erwähnen - außer im Titel - weist dieser auf einen anderen Polen hin, nämlich auf Frederic Chopin. Der polnische Klaviervirtuose und Komponist war selbst ein Emigrant. Als er in Frankreich starb, verfügte er, dass zwar sein Leichnam auf dem Friedhof Père Lachaise beerdigt, aber sein Herz herausoperiert und nach Warschau gebracht wird, wo es noch heute in einer Kirche aufbewahrt wird.

Großen Symbolgehalt hat diese Begebenheit: Chopins Körper war in der Fremde, aber sein Herz, das gehörte immer nach Polen. Und des Namensträgers Herz in Beckers Roman? Wo gehört es hin? Freiwillig wanderte der junge Mann aus seiner Heimat aus, um wirtschaftlichen Erfolg und das Glück in Deutschland zu finden, was ihm teilweise auch gelingt. Zumindest, was den finanziellen Erfolg betrifft. Das Glück, so muss Chopin bemerken, ist nicht länderabhängig.

Literarisch hochwertig

»Das Herz von Chopin« ist eine literarisch sehr sensible Erzählung über das Glück, über Heimat, Vergangenheit und Zukunft, über die Wurzeln, die jeder Mensch hat und die ihm erst bewusst werden, wenn er sie mit Gewalt herausreißen will.

Léda Forgó bekam in diesem Jahr den Förderpreis 2008 des Adelbert-von-Chamisso-Preises der Robert-Bosch-Stiftung, die auch das Projekt »Deutsch geht gut« unterstützt. Roland Bender greift auch gerne für die Lesungen sauf die bisherigen Preisträger zurück.

Hochsensibler Roman

Léda Forgó wurde 1973 in Ungarn geboren und wuchs in Budapest auf. 1994 zog sie nach Stuttgart und studierte dort Geschichte und Figurentheater. Heute lebt sie mit ihren drei Kindern in Berlin. Den Chamisso-Förderpreis erhält Léda Forgó für ihren im politisch bewegten kommunistischen Ungarn spielenden neuesten Roman »Der Körper meines Bruders«. Die Hauptfigur und Ich-Erzählerin Borka verliert ihren Zwillingsbruder Palkó, und mit seinem gewaltsamen Tod bricht für sie eine Welt zusammen. In ihrer Verzweiflung versucht sie, Palkós Rolle mit einzunehmen - damit die Erinnerung an ihn nicht verblasst. Und bereits in jungen Jahren bringt sie selbst ein Kind zur Welt Vor diesem sprachlich hochsensiblen, eher klassischen Familienroman mit dramatischen Zügen verfasste Léda Forgó das Theaterstück »Onkel Gol und die Wespen« sowie die Novelle »Wie im schlechten Film«.

 

 

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