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Märkische
Allgemeine vom 6./7. September 2003
Umbruch
und Übertreibung Wanderer zwischen den Welten
Von
Antja Weger
Auf
Lug und Trug ist die Gesellschaft der 80er Jahre in Polen aufgebaut.
Das macht sich jeder zunutze. Marek etwa, der auf den Pass für
die Ausreise nach Deutschland wartet und merkt, dass der Beamte
geldgierig ist. Lediglich heiraten muss er noch, damit die Behören
glauben, er kommt zurück. Auf der fingierten Hochzeit agieren
alle wie routinierte Laienschauspieler. Der Zweck heiligt die Mittel
- selbst die Kirche macht mit. Korruption erweist sich als Glücksfall,
auf sie ist wenigstens immer Verlass. Becker erzählt rasant,
mit Witz und einer Spur Melancholie. Der 35-jährige weiß,
wovon er schreibt: Als Jugendlicher kam er aus Polen nach Deutschland.
In beiden Ländern spielen denn auch die Geschichten aus Umbruchzeiten.
Ihre Helden sind unangepasste Figuren, Wanderer zwischen den Welten
mit eigener Lebensphilosophie. Tadek z. B., der hofft, in Deutschland
steinreich zu werden. Die meisten sind sympathische Träumer,
die sich nicht entmutigen lassen. Sie erinnern sich an Hoffnungen,
die sie eigentlich längst begraben haben, um sich dann weiter
trickreich durchs Leben zu schlängeln.
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Märkische Allgemeine
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