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Die Milchstraße

Hamburger Morgenpost vom 09.01.2003

ERZÄHLUNGEN
Artur Becker

Von Ira Panic

Zweimal hintereinander das Zauberwort zu treffen, ist eine Kunst. Artur Becker hat es versucht mit Erzählungen, so zärtlich wie Suleyken, so schön erzählt, wie es eigentlich gar nicht mehr Mode ist, und stets hat der junge Autor einen Schwejk im Nacken. Trotzdem: Die überwältigende Magie des viel gelobten Romans "Onkel Jimmy, die Indianer und ich" fehlt den neun sorgfältig gebauten Geschichten, die Becker unter dem Titel "Die Milchstraße" versammelt hat.

Er hat stilistisch neu gemischt und das Verhältnis von Tradition zu Anarchie zu Gunsten der Tradition verändert - was schade ist. Aber Schlimmeres lässt sich nicht dazu sagen. Beckers neue Storys über Masuren, und wie die Welt von dort aus gesehen wird, sind lesenswert. Sie handeln von seinen üblichen Verdächtigen: meist jungen, leicht verrückten Typen aus der polnischen Provinz. Sie heißen Marek oder Tadek, leben dies- oder jenseits der Grenze, bleiben Wanderer zwischen West und Ost, damals und heute, auch wenn sie längst in New York leben oder sonstwo. Sie schlagen sich durch, als Holzfäller, Rettungsschwimmer, Fensterputzer oder, wie Arek, als Kartenabreißer im Stadtkino. Ein Superjob, findet Arek, freie Wohnung, jede Menge Filme und heimliche Treffen mit Renate Koslowski, die fast genau so aussieht wie Meryl Streep. Oder Rudolf und Krystyna, die nach allerlei Lug und Betrug über dem letzten Bier doch noch zueinander finden. Oder Marek, dem das Mädchen Natalia in die Ausreise- und Lebenspläne gerät.

Helden wie diese sind typisch in Beckers Geschichten. Wir begleiten sie beim Arbeiten, Faulenzen, Lieben und Trinken und Sterben. Sie sind allesamt melancholische Humoristen, haben den Schalk im Nacken und scheinen ein wenig aus der Zeit gefallen. Wie der Autor Becker, der vor 34 Jahren in Bartoszyce geboren wurde und heute in Bremen sehnsüchtige Geschichten über Fremde und Heimat schreibt, gefühlvoll und stilvoll und so schön, wie es eigentlich gar nicht mehr Mode ist. Den eigenen Zauberton hat er diesmal nicht ganz getroffen. Aber fast.

©
Hamburger Morgenpost

 

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